Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Der Güstrow-Bützow-Kanal
Schweriner Volkszeitung - Mecklenburg-Magazin 9.10.2009
Leseprobe:
Lückenschluss bereits Mitte Oktober - Die letzten 2,2 Kilometer Fernradweg Berlin-Kopenhagen am Güstrow-Bützow-Kanal werden übergeben

Es geht einmal nicht um die Autobahn. Es geht um Fahrradwege. Und eigentlich geht es auch nur nebenbei um Fahrradwege, denn erinnert werden soll an ein fast vergessenes technisches Denkmal. Das träge fließende Wasser in dem schnurgeraden Flussbett lässt heute kaum an lebhaften Schiffsverkehr denken, wie er vor 100 Jahren zwischen Güstrow und Rostock unterwegs war. Doch wer auf der Deichkrone mit dem Drahtesel unterwegs ist, kann seine Gedanken zurückschweifen lassen. Frachtkähne und Ausflugsdampfer belebten die Wasserstraßen und ließen Schleusen- und Brückenwärter ihre Arbeit verrichten. In den vergangenen Jahrhunderten kam Kanälen eine wesentlich größere Bedeutung zu und ständig entstanden neue große Projekte. Damals lebte Moritz Wiggers, einer der angesehensten Liberalen Mecklenburgs, noch als Exilant in Berlin, hatte aber als Abgeordneter im Reichstag zahlreiche Kontakte zu Politikern und Industriellen. Deshalb gehörte er 1869 zu den Mitbegründern eines „Zentralvereins für Hebung der Deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt“. Wenige Monate später rief Wiggers in Rostock einen „Mecklenburgischen Kanalverein“ ins Leben, dem sich am Gründungstag sofort 100 Mitglieder anschlossen. Der Mecklenburgische Kanalverein „bildet den Mittelpunkt für alle vertretbaren Bestrebungen zur Verbesserung der bereits vorhandenen Wasserwege und zur Anlage von Seefahrtskanälen in den beiden Großherzogtümern Mecklenburg“, hieß es in der Satzung. Dem Verein gehörten u.a. 10 Städte, der Mecklenburgische Handelsverein und der Patriotische Verein mit seinem Rostocker Distrikt an. Moritz Wiggers bekleidete gemeinsam mit Dr. Friedrich Witte, dem bekannten Industriellen, Chemiker und liberalen Politiker den stellvertretenden Vorsitz. An der Spitze stand der Rostocker Bürgermeister Dr. Zastrow. Für die Ausarbeitung des technischen Projektes wurde der Wasserbauinspektor August Heß aus Hannover gewonnen. Beide mecklenburgische Regierungen unterstützten die Projekte.
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