Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Landschaftsparks von Peter Joseph Lenné
Schweriner Volkszeitung - Mecklenburg-Magazin 31.7.2009
Leseprobe:
Gartenlust und Parkidylle - Landschaftsträume von Peter Joseph Lenné in Mecklenburg-Vorpommern
Sie sind eine Mischung aus privatem Rückzugsgebiet mit sehr eigenen Vorstellungen von Gestaltungsfragen einerseits und andererseits Repräsentation mit natürlichen Mitteln. Parks sollen Gutshäuser, Schlösser oder Herrenhäuser seit der Renaissance schmücken. Ob es in Mecklenburg-Vorpommern 2.000 oder 3.000 dieser Lustgärten gibt, kann keiner genau sagen. Zu den Schönsten gehören aber die Naturgestaltungen, die die Handschrift des Peter Joseph Lenné tragen.
In vielen Fällen führen sie noch ein verstecktes Dasein, das durchaus an die undurchdringliche Hecke bei Dornröschen erinnert. Zum Glück sind sie aber bei Landschaftsplanern, Gartengestaltern und Denkmalpflegern bekannt. Auch Naturfreunde wissen um die oft seltenen Pflanzen in den überwucherten Parks. Die Vernachlässigung aus vergangenen Jahrzehnten hat weniger zu Verlusten als zu Unkenntlichkeit geführt. Manchmal sind die alten Gutsanlagen nicht mehr vorhanden und heute erinnern nur noch scheinbar unmotivierte Alleen, merkwürdige exotische Baumgruppen oder Wassergräben an eine repräsentative Landschaftsideen.
Dort, wo Landschaftsgestalter wie Stefan Pulkenat in jüngster Zeit die Möglichkeit zum restaurierenden Eingriff erhalten haben, kann die alte Idee wieder nachgefühlt werden. Die schönsten Ergebnisse sind in den Parks von Peter Joseph Lenné zu finden. Er hat sich nach englischem Vorbild von romantisch-idealistischer Naturauffassung zum Beginn des 19. Jahrhunderts mit seinen Gärten in die vorhandene Landschaft eingefügt und sie einbezogen. Die Endmoränen in Mecklenburg-Vorpommern waren besonders gut dazu geeignet. Sichtachsen ergaben sich fast von allein. Den Blick konnte er weit schweifen lassen, weil Raubbau am Wald zuvor fast für einen Kahlschlag gesorgt hatte. Glashütten, Holzteerschwelereien oder Schiffbau hatten Eichen- und Buchenwälder vernichtet. Gartenarchitekten konnten also ungehindert neue Blickachsen mit Bäumen oder Flächen mit Blumen und Sträuchern gestalten. Gutsherren bestimmten allein über Land, Baum und Wasserflächen auf ihren Gütern. Höhere Genehmigungen waren nicht erforderlich. Reit- und Wandelalleen, Kanäle, angelegte Teiche und auch kleine Pavillons, Denkmäler und manchmal künstliche Ruinen zeugen vom Geschmack der Auftraggeber. ...
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