Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Autobahnplanung um 1925
Ostsee-Zeitung - Wochenendausgabe 15./16. März 2008
Leseprobe:
Frühe Pläne zur Ostsee-AutobahnÜberlegungen für Autobahnen in Deutschland und auch in Mecklenburg gehen bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Sie wurden zunächst „Automobilstraßen“ oder „Nur-Autostraßen“ genannt, um die Ausschließlichkeit für diese Verkehrsmittel zu betonen. Radfahrer, Fuhrwerke, Handwagen und eben Automobile gleichberechtigt auf Chausseen und Wegen – heute ein Horrorgedanke. Doch schon um 1900 führte das zu größeren Problemen wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Das zweite Problem war die Steinschlagbahn, die besonders Lkw keinen ausreichend verfestigten Straßenbelag bieten konnte. Paul Heinrich Podeus, der Lkw-Hersteller aus Wismar, wehrte sich deshalb 1911 gegen ein „Diktamen“ mit einer Beschwerde an die Verkehrstruppen Schöneberg-Berlin. Nach diesem Diktamen wurde den Eignern der Straßen (dem Land oder den Grundherren) „Schutz oder Ersatz für diejenigen Schäden gewährleistet, welche Ihnen durch das Befahren mit Lastkraftwagen erwachsen“. Die Beschwerde ging zum Reichskanzler, der dem großherzoglichen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in Schwerin schrieb: „Ich würde es daher begrüßen, wenn auch im dortseitigen Staatsgebiete Schwierigkeiten für eine Einbürgerung der Lastkraftfahrzeuge vermieden würden.“ Nach einem Feilschen um Ladegewicht, Geschwindigkeit und Reifenbreite wurde schließlich als Kompromiss festgelegt: 3,5 bis 5,5t dürfen 15 km/h und über 5,5t nur 8 km/h fahren. Fahrzeuge über 9t waren verboten. Im ständischen Landtag am 1912 wurde schließlich empfohlen, „die Sache im Übrigen einstweilen auf sich beruhen zu lassen.“ Ähnliche Probleme gab es in ganz Deutschland. Bereits 1909 war daher, angeregt durch Kronprinz Friedrich Wilhelm, in Berlin die „Automobil Verkehrs- und Übungsstraßen GmbH“ (AVUS) gegründet worden, die nach dem Ersten Weltkrieg eine erste kreuzungsfreie Straße eröffnete – den „Urtyp“ der deutschen Autobahn. Der Gedanke fand viele Freunde. Vorbilder waren Betonstraßen in Nordamerika, Italien und Großbritannien. Ein erstes Schreiben eines „Vorbereitenden Arbeitsausschusses für die Gründung einer Studiengesellschaft für den Automobilstraßenbau“ erreichte das Mecklenburgische Staatsministerium 1924. Es wurde unbeantwortet abgelegt. Die Studiengesellschaft (STUFA) wurde trotzdem am 21.10.1924 in Berlin von 284 Anwesenden gegründet. Darunter auch ein Mecklenburg-Strelitzer: der Ingenieur Alexander Tani-Purin vom Technikum Strelitz GmbH....
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