Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Museum Burg Neustadt-Glewe
Erarbeitung eines Ausstellungsdrehbuchs mit Textvorlagen für Ausstellungstafeln, Exponaten- und Abbildungsvorschläge zur Burggeschichte in Neustadt-Glewe - Feinkonzeption für eine Ausstellung zur Industriegeschichte der Stadt
Leseprobe:
Vorbemerkung

Vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit waren Burgen Zentren politischer und wirtschaftlicher Macht und bildeten den Mittelpunkt höfischen kulturellen Lebens. Noch heute stellen Burgen Prestigeobjekte und Geschichtsmonumente dar. Allerdings sind die heutigen Vorstellungen von der Burg vor allem mit der Burgenromantik und -renaissance des 19. Jahrhunderts verknüpft, wenngleich ihre mythische Überhöhung bereits ins Mittelalter zurückreicht. Für die Mittelalterarchäologie gilt es zu klären, welche archäologischen Befunde tatsächlich als Burgen zu bezeichnen sind. Eine verbindliche Definition der „Burg“ ist bis heute unklar. Slawische Burgwälle als Rundlinge. Hoch- und Niederungsburgen, Wasserburgen und Grenzburgen sind nur einige, teilweise sich überschneidende Typologien. Oft sind sie wegen der Überbauungen später völlig zu Recht als Schlösser definiert worden, obwohl wesentliche bauliche Relikte der Burgenzeit noch vorhanden blieben.
Ausgehend von der Beobachtung, dass sich im Spätmittelalter aus praktischen Gründen
gesonderte Räume wie Schreibstuben, Archive oder Gerichtszimmer herausbildeten, stellt sich auch die Frage, ob von einem Typus der „Amtsburg“ die Rede sein kann, zumal viele Burgen nach Ende der Nutzung durch den Burgherren als Amtsgebäude erhalten blieben.
Neustadt-Glewe verfügt mit der sehr gut überlieferten baulichen Substanz der Burganlage über ein besonderes Exponat der Burgengeschichte in Norddeutschland. Die komplette Sanierung der erhaltenen Bauteile aus ihren unterschiedlichen Zeithorizonten ermöglicht eine abgestufte Erklärung zu verschiedenen Nutzungsformen im Verlauf von etwa 700 Jahren. Die Vielschichtigkeit von Geschichte, Baugeschichte, Typologie, militärischer Bedeutung, dem Alltagsleben auf und im Umfeld der Burg, archäologische und Bauforschung sind gute Voraussetzungen für eine interessante Schwerpunktsetzung, die mit der Ausschilderung der Bauteile im Hofbereich beginnen kann und sich dann in den einzelnen Räumen fortsetzt. Die räumliche Gliederung der inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung(en) ist durch die bauliche Substanz fast zwingend vorgegeben.
Für die Bau- und Burgengeschichte eignet sich das Obergeschoss im Neuen Haus mit seiner durch Balken stark gegliederten Raumstruktur. Die Hofstube mit ihrem sensationellen Wandfries und den anderen sichtbar gemachten Befunden, müssen dabei den Besuchern zugänglich sein. ...
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