Dr. Wolf Karge

Leseprobe:
Ostseeanraineridentität
Wir sind in Norddeutschland skandinavischer oder wikingischer als wir es in unserem nationalen Denken wahrhaben wollen. Spätestens als die deutsche Gruppe „Torfrock“ die schönen Lieder von den „Wikingers“ sangen, wusste hinterher jeder schlagartig: „Das sind ja wir.“ Und jeder hatte wieder einmal Recht. Musik verbindet eben doch. Ob wir nun nach dieser einleuchtenden wikingischen Periode, die noch genauer datiert werden muss (hier besteht erheblicher Forschungsbedarf) mehr dänisch oder mehr schwedisch wurden, ist ein Problem, dass dann eher von den beiden Nationalitäten ausgelotet werden müsste, um die eigenen völkerschaftlichen Überschneidungen auszuloten. Jedenfalls waren die Schweden hier in Norddeutschland und zwar an der Nordseeküste wie an der Ostseeküste präsent und das über Jahrzehnte. Da kann mir doch keiner erzählen, dass es da nicht hin und wieder so zwischen Mann und Frau – so von deutscher und von schwedischer Seite – also ganz bestimmt. Wurden das, also wenn die dann, naja – also wurden die Ergebnisse dann Schwetsche oder wurden es Deuden? Auch das ist ein ungeklärtes Problem. Nun erst die Dänen. Immer wieder tauchen sie hier auf. Mal sind sie im Mittelalter mit Priestern wegen des Christentums und der heidnischen Wenden, diesen Schlawinern, hier. Dann immer mal so zwischendurch und nun sind sie wieder hier. Flensburg wird so mir nichts dir nichts zur südlichsten dänischen Stadt in Deutschland – oder war das umgekehrt? Außerdem wissen wir ja gar nicht genau, ob sich nicht unter die Dänen hin und wieder so ein alter Schwede gemischt hat. Woher sollte denn sonst die Redewendung kommen, die ja immer mit einem Fragezeichen versehen ist: „Na, du alter Schwede?“ – Wessen soll der so Gefragte verdächtigt werden? Fragen über Fragen und das wo wir so kurz vor dem Euro stehen. Zum Glück gönnen uns wenigstens die Dänen dabei noch eine kleine Verschnaufpause, denn wir sind in Norddeutschland einfach noch nicht soweit.