Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Kunst im Auftrag - Die Stiftung Kunstsammlung der Deutschen Seereederei
Schriften des Schiffahrtsmuseums der Hansestadt Rostock
Band 8
Herausgegeben von der Hansestadt Rostock
Rostock 2001

Textprobe:
Neue Kapitänsbilder
Nach der Pause von etwa einem halben Jahrhundert besann man sich in Rostock auf eine Tradition – die der Kapitänsbilder. Die Idee dazu kam aus der Werbeabteilung der DSR bzw. des Kombinates Seeverkehr und Hafenwirtschaft.
Ist der Begriff der „Kapitänsbilder“ bereits für das 18. und 19. Jahrhundert verwirrend, so war er im Wortsinn an dieser Stelle erst recht deplaziert, waren doch die Auftraggeber nicht die Kapitäne, sondern das Kombinat. Das Genre hatte sich aber unter der Bezeichnung etabliert und es sollte bewusst an den Stolz der Kapitäne vergangener Jahrhunderte angeknüpft werden. Der größte Stolz der volkseigenen Reederei waren die auf der Neptun- und der Warnowwerft oder in Wismar bzw. Stralsund gebauten modernen Handelsschiffe, deren eigene funktionale und technisch geprägte Ästhetik den Bildinhalt und Mittelpunkt ausmachen sollten und die es nun darzustellen galt.
Die Idee zu diesen Aufträgen war bereits vor etwa 25 Jahren, um 1978 in der DSR entwickelt worden. Bei der Abnahme der ersten Arbeiten 1982 verkündete der Auftraggeber die „Auffassung, daß diese Auftragswerke auch eine Chance für den Bezirksverband des VBK sein können, republikweit zu beweisen, wie eine künstlerische Synthese von Tradition und heutiger Kunstauffassung entwickelt werden kann.“ Die „Chance“ wurde aber von den Vertretern des Verbandes nicht ganz so gesehen. Als ideal gelungen galt den Auftraggebern in den Bildern die Verbindung von „Kunstpolitik mit den ökonomischen Belangen unserer Seeverkehrswirtschaft,“ wie es der Generaldirektor des Kombinates 1984 formulierte. Weiter sagte er: „Die vielfache Reaktion der Besucher bewies, daß sie (die Kapitänsbilder – W.K.) sich ähnlicher Beliebtheit erfreuen, wie es im allgemeinen von historischen Schiffsdarstellungen bekannt ist." Das Argument der Besucherreaktion zielte gegen die Debatten bei der Auftragsabnahme im selben Jahr. Dort war nämlich festgestellt worden: „Einspruch wurde erhoben im Falle grundsätzlicher Abweichungen vom vorgegebenen Schiffstyp. Die Argumente der Vertreter des VBK ... bezogen sich ausschließlich auf künstlerische Gestaltungsfragen der vorgelegten Bilder. Dabei war keine einheitliche Konzeption erkennbar, so daß sich die Diskussion oftmals im Kreise bewegte und zur Verunsicherung der beauftragten Künstler führte. ... Übereinstimmend wurde festgestellt, daß bei der Hintergrundgestaltung die malerischen Fähigkeiten des Künstlers am besten ausgedrückt werden können. Nicht alle haben diesen Spielraum in vollem Umfang genutzt... Eine Unterscheidung zeigte sich auf diesem Gebiet schon durch die Auftragsvergabe an Maler und Gebrauchsgrafiker. Bei der Gestaltung der Schiffe reichte die Darstellung von der technisch-detaillierten Form bis zur situationsbedingten Bildkomposition. ... Auch bei einzelnen Künstlern spiegelten sich in 2 Bildern verschiedene Auffassungen wider (Rainer Dörner Inselsberg/Rostock und Lothar Mannewitz Wolgast/S. Jähn). ... Strittig bleibt weiterhin das Problem der künstlerischen Gestaltung des Schiffes.“...
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