Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Paul Müller-Kaempff. Oldenburg - Ahrenshoop - Berlin
Edition Fischerhude Kunstbuch
Fischerhude 2006
ISBN 3-88 132 268-X
Das Gesamtwerk des aus dem Oldenburger Raum stammenden Malers und Grafikers Paul Müller-Kaempff wäre heute sicher nicht mehr so von Bedeutung, wenn er nicht 1889 während einer Wanderung mit seinem Studienfreund Oskar Frenzel das weltabgeschiedene Fischerdorf Ahrenshoop an der Ostsee für die Kunst entdeckt hätte.

Leseprobe:

Studium und Ausbildung in Düsseldorf, Karlsruhe und Berlin
Der Weg zum Kunststudium mit dem Ziel die Kunst zum Lebensinhalt zu machen, ist dann aber auch aus einer derartigen Umgebung heraus immer noch ungewöhnlich und wird zumindest von den Eltern argwöhnisch beobachtet. Der Ruf der „brotlosen“ Kunst ist damals durchaus schon bekannt. Vielleicht wurde Paul durch den Bonus des Jüngsten in der Familie die Freiheit der künstlerischen Ausbildung eröffnet oder zumindest erleichtert. Vermutlich legt sich Paul Müller bereits in dieser Zeit den Geburtsnamen seiner Mutter als Zweitnamen zu, um sich im Geschmack jener Jahre als angehender Künstler auch in dieser äußerlichen Form unverwechselbar zu machen. 1882 wählt Paul Müller-Kaempff zunächst den Weg auf die Düsseldorfer Akademie, auf der schon Heinrich Vogeler sich durch „endloses Aktzeichnen nach der Antike“ eher gequält fühlte. Ein Jahr später zieht es Müller-Kaempff aber bereits weiter nach Karlsruhe auf die Großherzoglich Badische Akademie der Bildenden Künste, wo Hermann Baisch und der damals bekannte Landschaftsmaler Gustav Schönleber wirken. Schönleber gehört zu den ersten Malergästen auf der Insel Hiddensee und hat diese Erfahrungen der Arbeit in freier Natur möglicherweise an seine Schüler weitergegeben. An der Badischen Akademie der Künste hört Paul wahrscheinlich auch von dem norwegischen Landschafter Hans Frederick Gude, der bis 1880 hier tätig war und dann nach Berlin ging. Seit 1886 vervollkommnet sich Paul Müller-Kaempff dann als Meisterschüler bei Gude an der Berliner Kunstakademie und geht mit seinen Bildern erstmals in die Öffentlichkeit. Sie verraten seine norddeutsche Verbundenheit. Sein „Octobertag. Motiv aus Fallingbostel“ und ein „Gehöft in der Lüneburger Heide“ sind 1888 in Magdeburg zu sehen. Studienreisen in den Schwarzwald, an die Nordseeküste und nach Oberitalien erweitern seinen Blick. Aus dem Jahr der Magdeburger Ausstellung ist auch eine Arbeit mit dem Blick auf den Gardasee erhalten, die in geschickter Komposition als historisierendes, noch akademisch anmutendes Element den strengen gotischen Fensterrahmen seines Logis kontrastierend mit der modernen Freilichtmalersicht auf die Natur des Sees verbindet. ...
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