Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Romanische Kirchen im Ostseeraum
Hinstorff-Verlag
Rostock 1996
Fotos: Egon Fischer
ISBN 3-356-00689-4
Leseprobe:
Kirchen sind die repräsentativsten Bauten und angesichts ihrer großen Zahl am besten geeignet, als Höhepunkte des Bauschaffens im Mittelalter sowohl in künstlerischer wie in handwerklicher Hinsicht vorgestellt zu werden. Ähnlichkeiten und Verwandschaften über ganz Europa sind offensichtlich Ausdruck kulturellen und technologischen Transfers in einer frühen Stufe. Das Mare Balticum bot bereits schon der vorchristlichen Bevölkerung an seinen Ufern Möglichkeiten des friedlichen Handels wie der gegenseitigen Unterwerfung. Den Hintergrund für den Bau von Kirchen in großer Zahl bilden aber erhebliche Unterschiede der Entwicklung zwischen Mittel- und Nordeuropa. Sie dokumentieren religiöse wie politische Vorstellungen der Menschen des Nordens im Übergang vom Naturglauben zum Christentum, zwischen eigenen tradierten Vorstellungen und importierten zentraleuropäischen Auffassungen, zwischen Selbstbehauptung und Kolonisierung. Unmittelbarer als in den folgenden Jahrhunderten dienten die ersten Steinbauten der Christen in dieser Region auch profanen Zwecken als Zuflucht bei Gefahr für Leib und Leben. Ein Überblick über die erhaltene romanische Architektur legt für dieses Buch eine Konzentration auf die Kirchenbauten nahe. Die Beschränkung auf die wichtigsten und interessantesten Beispiele gebietet die Seitenzahl. Profane Bauten sind nur rudimentär oder in stark überbautem Zustand überliefert und auch nur mit viel Mühe - manchmal nur mit viel Phantasie - erkennbar. Die Kirche selbst, ihr bauplastischer Schmuck und auch die Taufsteine blieben am authentischen Ort. Sie sind Gegenstand des Buches. Die bewegliche romanische Ausstattung der Gotteshäuser mit Möbeln und sakraler Holzskulptur ist heute dagegen überwiegend in den bedeutenden Museen zu besichtigen.... Vietlübbe (D - Mecklenburg-Vorpommern)
Die Dorfkirche aus dem frühen 13. Jahrhundert ist eine der ältestan Backsteinbauten Mecklenburgs. Sie entstand vermutlich unter direktem Einfluß der Ratzeburger Dombauhütte. Ihr regelmäßiger Kreuzgrundriß ist für Mecklenburg einmalig und läßt eine Verwandschaft zum westfälischen Rehme vermuten. Besonders besticht auch die sehr sorgfältige Regelmäßigkeit der Bauausführung. Der Innenraum zeigt fünf gleichgroße kuppelig gewölbte Joche, wobei das östliche als Chor dient und apsidial geschlossen ist.
Der Taufstein ebenfalls aus dieser Zeit in Kalkstein wurde später an der Kuppa abgesägt. Er weist aber noch Reste alter Bemalung auf.
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