Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Heiligendamm. Erstes deutsches Seebad
Demmler-Verlag
Schwerin 1993. 3. erweiterte Auflage 2008
ISBN 978-3910150-17-1
Heiligendamm bei Bad Doberan in Mecklenburg wurde im Jahre 1793 von Herzog Friedrich Franz I. als erstes deutsches Seebad gegründet. Er gab dem Bad den Leitspruch: "Sorgenfrei komm her, damit du krankheitsfrei von hier gehen mögest; denn wer sorget, wird nicht gesund." Über 200 Jahre Geschichte eines international bekannten Ortes werden mit vielen Originalquellen belegt und mit zahlreichen Abbildungen sichtbar.

Leseprobe:

Die Schatulle der mecklenburgischen Fürsten war zwar nicht leer, aber auch nicht bessser gefüllt als die anderer Landesherren jener Zeit. So wurde gleich an anderer Stelle wieder gespart, indem man für die Ausstattung des Gebäudes kurzerhand die Möbel aus dem Rostocker Palais nutzte. Sogar die Lüster mußten den Weg nach Doberan antreten. Trotzdem leistete man sich (typisch mecklenburgisch - nämlich 50 Jahre später) eine Rokokolaune, indem zwei Pavillons im Stile der Chinoiserie auf dem Kamp in Doberan errichtet wurden, die den Händlern als Unterstand und gleichzeitig Musikern und Gästen als Konzerthallen dienten. Der eine davon erhielt durch die Badegäste den treffenden Namen "Trichter". Der Park um die Kirche wurde um 1800 im englischen Stil angelegt und ermöglichte sogar kleine Bootsfahrten. Die Ruinen des Klosters paßten hervorragend in die durch Aufklärung und Romantik geförderten Empfindungswelt jener Zeit, die sich an der Antike und einer verklärten Mittelalterauffassung orientierte. Die zweite große architektonische Leistung gelang Severin in Heiligendamm selbst mit dem Bau eines "Empfangs-, Gesellschafts-, Tanz- und Speisehauses", das 1816 eingeweiht werden konnte. Dieses Gebäude wurde zum Wahrzeichen des Seebades und ist seither auf unzähligen Stichen, Prospekten, Ansichtskarten und Nippes verewigt worden. In antikisierender Monumentalität erhebt sich über acht dorischen Säulen ein starkes Gesims, das von einem flachen Dreiecksgiebel bekrönt wird. Im Sims befindet sich die von dem Rostocker Professor für klassische Philologie Immanuel Gottlieb Huschke verfaßte Inschrift: HEIC TE LAETITIA INVITAT POST BALNEA SANUM...
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