Dr. Wolf Karge

Autor, Publizist, Museumsberater

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Mecklenburg-Vorpommern
Hinstorff-Verlag
Rostock 2009
Fotos: Thomas Grundner
ISBN 978-3-356-01242-2
englische Ausgabe
ISBN 978-3-356-01243-9
Leseprobe:
Doch woher kamen die ersten Bewohner? Die Antwort ist nicht einfach: Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit durchstreiften zunächst das Land. In der Jungsteinzeit seit dem 3. Jahrtausend v.u.Z. begannen die Menschen Ackerbau und Viehzucht zu treiben und wurden sesshaft. In der Bronzezeit (etwa 1600 bis 600 v.u.Z.) blühten Handwerk und Handel auf. Die Bevölkerung nahm zu, und ihre soziale Differenzierung vertiefte sich. Zeugen der Zeit sind Großstein- und Hügelgräber. Seit der Berührung mit der Kultur der Römer, traten die Stämme aus ihrer historischen Anonymität. Die Römer nannten sie zusammenfassend Germanen. Erstmals berichtete um 340 v.u.Z. der Kaufmann Pytheas von Massilia über die Menschen. Als Rugier, Warnen, Semnonen, Langobarden lebten sie verstreut in unserem Gebiet, das im Verlauf der Völkerwanderung bis auf einen Rest von ihnen verlassen wurde.
Slawen kamen nun von Osten und bildeten Stammesfürstentümer, die sich im 8. und 9. Jahrhundert zu den Verbänden der Obodriten im Westen in einem frühfeudalen Staat zusammenschlossen. Ihre Herrschaft mit der namenspendenden Mecklenburg als Hauptburg reichte um 1100 von Ostholstein bis zur Oder. Im Osten rieben sich dagegen die Wilzen (oder auch Lutizen) in Kriegen und Abwehrkämpfen auf. Pommern erhielt seinen Namen vom slawischen Stamm der Pomoranen - was soviel wie „am Meer lebend“ bedeutet.
Seit dem 9. Jahrhundert versuchten fränkische, sächsische oder dänische Nachbarn, die Slawen zu unterwerfen. Alle Versuche scheiterten am Widerstand, der im Wenden- oder Slawenaufstand von 983 seinen Höhepunkt fand. Über 150 Jahre konnte sich die Stämme zwischen Elbe und Oder noch die Unabhängigkeit bewahren.
Durch die Unterwerfung unter die christlichen Eroberer im 11. Jahrhundert wurde den Slawen ein physisches Weiterleben etwa bis zum Dreißigjährigen Krieg möglich. Ihre Kultur aber ging verloren. Rudimente sind als Ortsnamen lesbar oder als Fundstücke in Museen gelangt. Pribislav, der Obodrit, beugte sich im Westen dem Sachsenkönig Heinrich dem Löwen. Auch Kasimir von Pommern musste die Lehnshoheit Heinrichs anerkennen. Rügen fiel dagegen an die Dänen, die mit den Deutschen um die Macht im Slawenland rivalisierten und erst mit der Schlacht von Bornhöved (Holstein) im Jahre 1227 verdrängt wurden.
Die slawische Bevölkerung begann sich mit den Einwanderern zu vermischen. Sie bildeten die „Neustämme“ der Mecklenburger und Pommern. Widerstandskraft und Beharrlichkeit der Obodriten, Lutizen und Pomoranen mischte sich mit Unternehmungsgeist und bäuerlichem Geschick von Rheinländern und Westfalen.
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